27.10.2005: 50 Jahre Faustball Gerhard Glöckner
Seit 50 Jahren vom Faustball fasziniert
Kirchen Seit einem halben Jahrhundert ist der Kirchener Gerhard Glöckner dem Faustballsport verbunden – und noch immer ist er Tag für Tag für seine Sportart im Einsatz.
Wer Eintritt in die „Faustballecke“ im Hause Glöckner erhält, dem fallen direkt die zahlreichen Pokale und Auszeichnungen aus, die Regale füllen und Wände schmücken. Doch um alle Urkunden aufzuhängen, müssten Glöckners wohl noch anbauen. Die meisten Erinnerungen lagern daher griffbereit auf dem Speicher oder im Kopf von Gerhard Glöckner.
Doch auch ein so erfolgreicher Faustballer wie Gerhard Glöckner fing einmal klein an:
Vor 50 Jahren, im November 1955, brachte der damalige Kirchener Faustball-Abteilungsleiter, der als Mieter im Haus von Glöckners Eltern wohnte, den zwölfjährigen Gerhard Glöckner zum Faustballspiel. „Dann wurde zwei Jahre lang trainiert, bis ich im Jahr 1957 mein erstes Spiel in der Jugendmannschaft hatte,“ erzählt Glöckner. Die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten: bereits 1958 nahm er mit dem VfL Kirchen an der Landesmeisterschaft in Mayen teil, in den Jahren 1959 bis 1961 wurde er dreimal in Folge Landesmeister mit der Jugendmannschaft.
Wenige Jahre später wurde die Männermannschaft des VfL Kirchen mit Gerhard Glöckner Landesmeister und verpasste nur knapp den Aufstieg in die 1. Faustball-Bundesliga.
Doch kurz darauf wurde er seinem Heimatverein für zwei Jahre untreu: In Freudenberg spielte Glöckner zwei Jahre in der 1. Bundesliga West. Dann zog es ihn beruflich für zwei Jahre nach Stuttgart, wodurch er sich von der 1. Liga verabschieden musste.
Doch bereits 1969 kehrte er als Abteilungsleiter der Faustballabteilung zurück nach Kirchen. Nun wehte wieder frischer Wind beim VfL: Gemeinsam mit einer Handvoll Abteilungsmitgliedern erweckte er die eingeschlafene Jugendarbeit zu neuem Leben: Bei Pfadfindern und Jungkolping wurde die Werbetrommel mit Erfolg gerührt. „Wir haben 1969 bei Null angefangen und bereits zwei Jahre später waren wir mit der neuen Jugendmannschaft bei den Deutschen Turnspielmeisterschaften vertreten,“ berichtet er nicht ohne Stolz. Die meisten der Spieler von damals, die in Kirchen sesshaft wurden, spielen auch heute noch Faustball. Über einen von ihnen, der heute gemeinsam mit ihm im Abteilungsvorstand arbeitet, erzählt er schmunzelnd: „Ein bis zweimal im Monat hab ich den im Training nach Hause geschickt, der hatte nur Flausen im Kopf! Aber in der nächsten Woche war er immer wieder da.“
Im Jahr 1974 wurde er dann vom Turnverband Mittelrhein zu höherem berufen: Zunächst war Glöckner auf Verbandsebene als Lehrwart, 1988 als Landesjugendfachwart und von 1989 bis 2000 als Landesfachwart tätig. Sein Heimverein hatte in dieser Zeit nicht viel von ihm. Denn wenn Gerhard Glöckner ein Amt übernimmt, übt er dieses damals wie heute mit hundertprozentigem Einsatz aus – dann bleibt eben immer nur Zeit für eine Sache.
Natürlich war er auch in dieser Zeit aktiv: So spielte Glöckner unter anderem in der Männer 30 – Mannschaft der DJK Herdorf.
Zwischendurch machte er fast nebenbei auch noch die A-Schiedsrichterprüfung und war 20 Jahre als Schiedsrichter in der 1. Bundesliga tätig.
Im Jahr 2000 folgte dann eine kurze Auszeit. Im Jahr 2002 fragte die Kirchener Faustballabteilung an, ob er Interesse am Amt des Abteilungsleiters habe. Ohne großes Zögern sagte er dem VfL seine Unterstützung zu. Und bis heute ist Gerhard Glöckner Abteilungsleiter der Faustballer im VfL Kirchen. Bereits im Jahr 2003 richtete der VfL Kirchen dann die Deutsche Meisterschaft der B-Jugend aus. Auf die Frage, warum er diese Großveranstaltung ausrichten wollte, sagte Glöckner damals: „Nur Abteilungsleiter zu sein, wäre ja langweilig!“ Auf diese Deutsche Meisterschaft folgten mehrere Westdeutsche Meisterschaften und die Ausrichtung der Aufstiegsspiele zur 2. Bundesliga.
In der Ü50-Mannschaft des VfL Kirchen ist er auch heute noch aktiv. Doch heute kommt er nicht mehr mit durchlöcherten Trikots und offenen Knien nach Hause. Denn mittlerweile steht Gattin Edith Glöckner am Spielfeldrand und bremst ihren Mann so weit es geht „Er ist ja nicht mehr der Jüngste!“.
Das klappte früher nur höchst selten: „Selbst bei unserer Verlobung mussten wir so lange warten, bis Gerhard abends vom Faustball-Spieltag kam.“ Doch das hat sie ihm nie übel genommen, ganz im Gegenteil: Wenn es um Faustball ging erhielt Gerhard Glöckner stets die volle Unterstützung von seiner Frau. „Die Frauen waren sogar mit dem Kinderwagen immer dabei!“ erzählt er.
Doch was ist so faszinierend an dieser Sportart? „Durch so viele Faustballjahre haben wir ganz Deutschland kennen gelernt und unglaublich viele Freundschaften geknüpft.“ Es ist also nicht nur der sportliche Ehrgeiz, der ihn und seine Frau seit so langer Zeit fasziniert. Das merkt man auch, wenn man die „Faustballecke“ genauer betrachtet: Neben all den Urkunden und Auszeichnungen hängen dort auch zahlreiche Fotos von geselligen Abenden mit anderen Faustballern. Von zahlreichen schönen Erlebnisse außerhalb des Spielfeldes wissen beide zahlreiche Anekdoten zu erzählen. „Auf dem Spielfeld konnte noch so hart gekämpft werden, beim ersten Bier nach dem Spiel haben wir wieder zusammen gefeiert und Spaß gehabt.“ Vielleicht hat es Faustball auch deshalb noch nie über eine Randsportart hinaus geschafft. „Aber ohne die familiäre Atmosphäre wäre es einfach nur noch halb so schön!“, da sind sich Gerhard und Edith Glöckner nach all den Jahren einig.
Autor: Tobias Stinner Veröffentlicht: 27.10.2005, 20:25 Uhr